1920
Am 1. Januar wird Linden mit seinen Stadtteilen Ricklingen, Bornum, Badenstedt, Davenstedt und Limmer Teil von Hannover. Linden hat zu diesem Zeitpunkt 83.000 Einwohner, Hannover 315.000.
Vom 30. Juli bis zum 15. Oktober findet ein großer Streik der Straßenbahner statt. Deshalb gibt es für viele Haushalte und Teile der Industrie keine Stromversorgung. Der öffentliche Nahverkehr kommt komplett zum Erliegen.
1921
Die Straßenbahn Hannover bekommt einen neuen Namen: Überlandwerke und Straßenbahnen Hannover AG, kurz ÜSTRA. Der Begriff Überlandwerke stammt vom Betriebszweig der Stromerzeugung. Rund 280 Ortschaften um Hannover und einige Industriegebiete in der Stadt wurden mit ÜSTRA-Strom versorgt.
1923
Der Preußische Staat erwirbt mit 77,8 Prozent die Mehrheit der ÜSTRA-Aktien.Auf dem Höhepunkt einer Hyperinflation in der Weimarer Republik kostete in Hannover eine Straßenbahnfahrt 90 Milliarden Mark.
1924
Das staatliche Großkraftwerk in Ahlem geht ans Netz. Der Straßenbahnbetrieb bekommt nun den größten Teil seiner Energie von dort.
1925
Im September werden die ersten Omnibuslinien eröffnet. Eine verbindet Hainholz mit dem Nordhafen. Die Linie A fährt von der Sallstraße über den Hauptbahnhof zum Moltkeplatz.
1927
Am 24. Oktober findet ein Zusammenschluss verschiedener Stromerzeuger statt. Es entsteht die PREAG, die später als PreussenElektra bezeichnet wird. Diese neue Gesellschafft übernimmt 77,8 Prozent der ÜSTRA Aktien.
1928
Bis 1930 baut die Hannoversche Waggonfabrik (HAWA) 50 Stahlwagen für die ÜSTRA. Die älteren Straßenbahnen werden aus Holz gefertigt.
Die neue Straßenbahnstrecke von Hainholz zum Nordhafen wird eingeweiht. Das Streckennetz erreicht damit seine größte Ausdehnung: insgesamt ist es 167,3 Kilometer lang.
1929
Die neue Hannoversche Stromversorgungs-AG, gegründet von der PreussenElektra, wird durch den Zusammenschluss mit den Überlandwerken Braunschweig zur HASTRA. Die Straßenbahn Hannover gibt den Betriebszweig zur Stromerzeugung Überlandwerke am 1. Januar an die HASTRA ab.
1930
Im November erscheint erstmals die Werkzeitschrift der ÜSTRA, das »Nachrichtenblatt«.
1933
Am 30. Januar wird Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum deutschen Reichskanzler ernannt. Innerhalb weniger Monate beseitigt sein Regime die Demokratie, den Föderalismus und den Rechtsstaat.
1936
Am Himmelfahrtstag, dem 21. Mai, wird der künstlich angelegte Maschsee den Bürgern übergeben. Auf dem See betreibt die ÜSTRA Fahrgastschifffahrt mit elektrisch angetriebenen Booten.
1937
Am 6. Juni wird der Streckenabschnitt von Wiesenau nach Langenhagen mit Oberleitungs-Omnibussen (O-Bus) betrieben.
1938
Die ÜSTRA beschäftigt erstmals Zwangsarbeiter. Bis zum Kriegsende 1945 werden bis zu 780 Zwangsarbeiter aus ganz Europa nach Hannover verschleppt und bei der ÜSTRA eingesetzt.
Die Autobahn zwischen Berlin, Hannover und Köln wird am 14. Dezember offiziell für den noch spärlichen Verkehr freigegeben.
1939
In den frühen Morgenstunden des 1. Septembers beginnt mit dem deutschen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg. Die ÜSTRA reagiert darauf wie 25 Jahre zuvor und bildet Schaffnerinnen aus.
1940
An den stark frequentierten Haltestellen in der Innenstadt werden erstmals Lautsprecher installiert. So können die Züge schneller abgefertigt werden.
1941
Der ÜSTRA wird im Juli das »Gaudiplom für hervorragende Leistungen« verliehen. Das Verkehrsunternehmen war ein Musterbetrieb der Nazi-Diktatur.
1942
Im März werden Juden aus dem Regierungsbezirk Hildesheim mit Sonderwagen der Straßenbahn Hannover zur Israelischen Gartenbauschule nach Ahlem gebracht. Von diesem Sammellager aus organisiert die Gestapo Transporte in die Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager.
1943
In den frühen Morgenstunden des 9. Oktobers findet in Hannover der schwerste Bombenangriff des Zweiten Weltkriegs statt, bei dem 1.245 Menschen sterben und 250.000 obdachlos werden. Das Stadtzentrum ist zu großen Teilen zerstört. Der Verkehr der ÜSTRA kommt fast vollständig zum Erliegen.
Wegen fehlender Fassaden muss die Oberleitung an frisch gesetzten Holzstämmen befestigt werden. Meist übernehmen Zwangsarbeiter diese Aufgabe.
1944
Trümmerschutt wird auch mit dem Güterverkehr der Straßenbahn abtransportiert. Kriegsgefangene füllen damit Teile der ÜSTRA-eigenen Kiesgrube in Koldingen auf.